Im Gespräch mit Michael Müller – Abbild der modernen Stadt
Michael Müller wurde im Dezember 2014 zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Zuvor war er unter anderem von 2011 bis 2014 Senator für Stadtentwicklung und Umwelt. Auch als Regierender Bürgermeister muss er sich den Herausforderungen einer Stadtentwicklung stellen, die Lösungen für den steigenden Wohnraumbedarf braucht sowie nach innovativen Technologien und ökologisch nachhaltigen Konzepten verlangt.
Herr Regierender Bürgermeister, welche Impulse für die Stadt erhoffen Sie sich von der Europacity?
Man kann festhalten: Das Gebiet der Heidestraße – jahrzehntelang ein „Niemandsland“ zwischen Ost und West und geprägt durch die Berliner Mauer, Containerbahnhof und Lagerhallen – ist heute eines der zentralen Zukunfts- und Innovationsgebiete Berlins. Dort wird ein urbanes Quartier entstehen, und das wird sich auf den gesamten Bereich um den Hauptbahnhof auswirken. Der städtische Charakter ist längst sichtbar und wird hoffentlich Vorbild auch für andere Entwicklungsbereiche sein. Die Mischung aus Wohnen und Arbeiten, Freizeit und Kultur macht den Bereich attraktiv.
Die Planung und Entwicklung fand im engen Austausch vom Land Berlin mit privaten Investoren statt. Kann dieses Modell beispielhaft auch für andere große Projekte sein?
Eine Mischung aus öffentlichen Aktivitäten und privater Initiative ist uns dort gelungen und ich bin sicher, dass wir auch bei anderen großen Entwicklungsvorhaben gemeinsam vorankommen werden. Berlin will insgesamt zehn Stadtquartiere, darunter das EUREF-Gelände, große Technologieparks wie Berlin-Adlershof oder den Campus Charlottenburg rund um die Technische Universität Berlin zu Innovationskernen machen. Die Europacity ist einer dieser Kerne, die auf die gesamte Stadt ausstrahlen werden.
Die Europacity ist einer dieser Innovationskerne, die auf die gesamte Stadt ausstrahlen werden.
Das neue Quartier bietet sich an, um Smart-City-Konzepte anzustoßen – nicht im Laborversuch, sondern im echten Leben. Was würden Sie sich wünschen?
Der Berliner Wohnungsmarkt ist sehr angespannt, aber auch das Wachstum des Dienstleistungssektors stößt bei knapper werdenden Büroflächen an Grenzen. Deshalb muss Berlin Wohn- und Gewerbeflächen entwickeln, um mit der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Zuzug von Menschen aus aller Welt Schritt halten zu können. Das Thema Smart City wird dabei eine zunehmende Rolle spielen. Wir verfolgen damit gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, die Stadt effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Das Potenzial in Berlin dafür ist sehr groß.
Die Europacity setzt auf Wohnen und Arbeiten in enger räumlicher Verschränkung. Wie wichtig ist diese „Berliner Mischung“ für Innenstadtquartiere?
Bei mehr als 40.000 Menschen, die jedes Jahr hierher nach Berlin kommen, und einer Wirtschaftsentwicklung, die stabil über dem Bundesdurchschnitt liegt, haben wir die Chance, solche Zukunftsorte zu schaffen und mit Leben zu füllen. In der Europacity sollen 3.000 Wohnungen entstehen und rund 16.500 Menschen werden dort arbeiten. Die Mischung entsteht vor allem dadurch, dass der Lebensraum für alle Berlinerinnen und Berliner attraktiv ist und nicht nur für die eine oder andere Gruppe. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass für alle Angebote bestehen. Es werden Berlinerinnen und Berliner aus allen Teilen der Stadt in der Europacity arbeiten. Dort Freizeit zu verbringen, sollte auch für alle interessant werden. Der Hauptbahnhof wird ein lebendiges Umfeld erhalten. Wir wollen grüne, attraktive Stadtplätze schaffen und zusammen mit den Uferlagen die Urbanität und Lebendigkeit des Quartiers ausdrücken. So schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Berlinerinnen und Berliner sich das Quartier zunehmend erobern.
Wo in der künftigen Europacity würden Sie bei gutem Wetter gerne einmal entspannen?
Zum Beispiel im Hamburger Bahnhof oder in den Hafenanlagen. Das Gebiet zählt aufgrund seiner herausragenden Geografie, genau in der Mitte der Stadt, der besonderen Erreichbarkeit durch den Nah- und Fernverkehr sowie der Attraktivität für die sich im Umfeld des Hamburger Bahnhofs etablierende Kunstlandschaft zu einem der interessantesten innerstädtischen Räume überhaupt. Mit dieser Entwicklung einer urbanen Mischung von Leben, Wohnen und Freizeit ist die Europacity Ausdruck der modernen Stadt.